Unsere "ganze" Gipfeltour zum "ORTLER" auf 3905 m ...

 

Diese "ganze" Tour machten wir

am 16./17. Juli 2014 ...

Der Tourenbericht wurde

von Kerstin verfasst

und die Fotos

dazu seht ihr im Anschluss

an den Tourenbericht ...

Der Gedanke für die erneute „Ortler-Besteigung“ kam uns

bei der Bergtour zumHinteren Schöneck“ am Dienstag, den

15.07.2014. Das Wetter war an diesem Tag, gegenüber

unserer ersten Urlaubswoche, wunderschön und für die

nächsten Tage war ebenfalls gutes Wetter vorhergesagt.

Wir liefen nun so bergauf in Richtung „Kälberalm“ und unter-

hielten uns. Da sagte Alexander zu mir, ob wir es nicht diese

Woche nochmalmit dem „Ortler“ probieren sollten?

Anfangs war ich gar nicht so richtig überzeugt, weil wir es ja

eigentlich nach dem Abbruch der 1. Tour auf nächstes Jahr

verschoben hatten. Da aber so schönes Wetter angesagt war, entschlossen wir uns nun doch, es diese Woche noch einmal

zu versuchen. Also Handy raus aus dem Rucksack und bei der „Alpinschule Ortler“ angerufen. Nach mehrmaligen

Versuchen, hatten wir dann endlich die Dame aus dem Büro

am Apparat. Sie bestätigte uns, dass die nächsten Tage gutes

Wetter sein sollte (das hatte sie beim ersten Mal aber auch

gesagt – naja, schauen wir mal). Wir meldeten uns also für

Donnerstag, den 17.07.2014 für eine Bergtour zum „Ortler“ an

und wollten auch gerne wieder „Peter“ unseren Bergführer

dabei haben. Sie sagte, mit etwas Tauscherei der Touren wäre

das hinzubekommen. Wir würden von ihr angerufen werden,

ob es klappt. Na das war ja klasse, jetzt freuten wir uns gleich

wieder richtig auf unseren „Ortler“.

Am Mittwoch, den 16.07.2014 begannen wir nach dem

Frühstück wieder mit den Vorbereitungen für unsere

Gipfeltour. Wie bei der Tour letzte Woche, mussten nun

wieder Verpflegung, Getränke, Wechselsachen, alpine

Ausrüstung usw. in unsere Rucksäcke gepackt werden. Das

ging uns diesmal ziemlich flott von der Hand. Unseren

Vermietern der Ferienwohnung sagten wir Bescheid, dass wir

erst am Donnerstagabend wieder zurück sein würden. Gegen

12.00 Uhr waren die Rucksäcke fertig, wir zogen die

Bergstiefel an und machten uns auf den Weg. Diesmal wollten

wir nicht mit dem Sessellift hoch fahren, sondern hatten am

Vortag, als wir auf dem „Hinteren Schöneck“ waren, einen

anderen Weg von der Ferne aus gesehen, den wir nun laufen

wollten. Wir fuhren mit unserem Auto bis kurz vor Sulden und

parkten in einer größeren Ausbuchtung an der Hauptstraße.

Hier machten wir vor der herrlichen Bergkulisse mit blauem

Himmel unser „Gipfeltour-Start-Foto“.

Das Wetter konnte nicht schöner sein!

Danach begann unsere Tour über den Weg Nr. 8 (der

anfangs noch nicht mit einer Nummer markiert war) schon

relativ steil. Alexander schaute zur Sicherheit noch mal in die

Karte, ob der Weg richtig war. Alles o.k. und später tauchte

dann bei der Wegmarkierung auch die Nummer 8 auf. Zuerst

führte uns der Weg (mit verschlossener Schranke) über einen Versorgungsweg, der nur mit zugelassenen Fahrzeugen

befahren werden darf. Später ging unser Weg Nr. 8 rechts

ab und schlängelte sich teilweise am Waldrand und dann wieder

über den Geröllweg in Richtung „Tabaretta-Hütte“. Rings-

herum konnten wir diesmal die schöne Bergwelt genießen. Die Temperaturen waren auch schon recht sommerlich. Nach

knapp zwei Stunden kamen wir an der „Tabaretta-Hütte“ auf

2556 m Höhe an. Heute waren hier viele Wanderer

eingekehrt, die das gute Wetter für Bergtouren nutzten. Wir

gönnten uns hier gut gekühltes alkoholfreies Bier und

Cappucino. Und als wir da so gemütlich auf der Terrasse

saßen, sahen wir „Peter“ unseren Bergführer aus der Hütte

kommen. Na das war ein Hallo! Wir haben erst mal eine

Runde erzählt und er machte ein paar Fotos von uns, dann verabschiedete er sich, weil er noch andere Termine hatte.

Am Abend würden wir ihn dann wieder in der Hütte treffen.

Nach dieser schönen Pause machten wir uns, auf den uns

schon gut bekannten Weg Nr. 4 in Richtung „Julius-Payer-

Hütte“. Natürlich machte der Aufstieg insgesamt heute

wesentlich mehr Spaß als letzte Woche und wir genossen

ihn bei dem wunderbaren Wetter sehr.

Gegen 16.00 Uhr kamen wir an der „Julius-Payer-Hütte“ an.

Die Sonnenterasse war schon von vielen „Gipfelstürmern“

belagert. Wir meldeten uns wieder in der Hütte an. Die Wirtin

kannte uns ja noch von letzter Woche und freute sich uns zu

sehen. Sie sagte uns, dass das Wetter diesmal bei unserer

Gipfeltour garantiert schön sein würde. Daraufhin richteten

wir uns im Zimmer ein. Diesmal hatten wir Zimmer 11 im

1. Stock, ein 6-Bett-Zimmer in dem 3 Doppelstockbetten

standen. Unsere Schlafsäcke bereiteten wir in dem Bett vor,

was genau vor dem Fenster stand, so konnten wir gleich früh

morgens schauen, wie das Wetter ist. Später kam dann noch

ein junges Pärchen mit in unser Zimmer, da die Hütte für die

Nacht diesmal bestimmt zu ¾ ausgebucht war. Als die Betten

fertig waren, machten wir noch unsere Körbe mit der Aus-

rüstung für den nächsten Morgen zurecht, wie es uns „Peter“

der Bergführer gezeigt hatte. Ein Korb wurde wieder gefüllt

mit den Dingen, die wir nicht mit auf den Berg nahmen,

sondern nach der Gipfeltour erst wieder in die Rucksäcke

packen würden. Als das alles erledigt war, gesellten wir uns

mit unseren Getränken und der Verpflegung auf die Sonnen-

terrasse der Hütte. Unsere Wanderstiefel + Socken stellten

wir inzwischen in die Sonne zum auslüften. Alexander‘s

Wanderhemd hängten wir, auf die eigens dafür vorgesehenen Wäscheleinen, an der Hütte zum trocknen auf. Was für ein

Luxus!

In der Sonne genossen wir nun den herrlichen Blick zu unserem „Ortler“. Außerdem konnte man von hier auch die „Stilfser-Joch-Straße“ mit ihren 47 Kehren zum „Passo

delloStelvio“ auf 2760 m Höhe sehen, genauso wie die

anderen umliegenden Bergketten. Dabei konnten wir richtig

schön relaxen. So verging die Zeit bis zum Abendbrot wie im

Fluge. 18.30 Uhr gab es, wie gewohnt, ein gutes 3-Gänge-

Menü, danach saßen alle noch ein Weilchen in der „Hütten-

Stube“und erzählen von ihren zahlreichen Bergtouren. Ich

ging ab und zu nach draußen um den Sonnenuntergang zu

fotografieren, der ganz herrliche Farben auf die Berge

zauberte. An unserem Tisch saß nun auch das junge

Pärchen, was sich dann sehr zeitig zur Nachtruhe begab.

Peter und die anderen Bergführer fanden sich im Laufe

des Abends in der Hütte ein und besprachen die Ortler-

Tour mit ihren „Gipfelstürmern“. Wir machten uns so

gegen 21.30 Uhr zur Nachtruhe fertig, denn 22.00 Uhr

ging das Licht auf der Hütte aus. Alexander schien ganz

gut zu schlafen, denn ab und zu hörte ich ihn leicht

schnarchen. Der junge Mann schlief und atmete recht

schwer, nur ich lag noch lange wach. Ich hatte von

meinem Bett aus den herrlichsten Blick, den man sich

nur vorstellen kann, denn ich schaute genau auf den

ORTLER und ringsherum war der klare Sternenhimmel

zu sehen. Müde war ich jedenfalls überhaupt nicht

bei diesem Bergblick! Irgendwann muss ich dann aber doch

eingeschlafen sein. 3.45 Uhr klingelte unser Wecker und

mir kam es vor, als hätte ich nur 1 Stunde geschlafen. Ich

schaute aus dem Fenster und diesmal war kein Neuschnee

zu sehen, sondern immer noch der ORTLER. Das war

schon mal super. Nun also raus aus den Schlafsäcken und

ran ans Wasser. Ein Riesenwaschbecken mit zwei Wasser-

hähnen, aus denen natürlich nur kaltes Wasser kam, für

alle Leute die auf der Hütte genächtigt hatten. Ebenso gab

es zwei Toiletten im Haus. Man kann sich gut vorstellen, was

da für ein Gedränge herrscht. Aber wir waren fast alleine

am Wasser und konnten auch die Toilette besuchen – der

frühe Vogel hat da noch eine Chance …

4.30 Uhr stand das Frühstück auf den Tischen und die

Hütten-Stube füllte sich schnell. Alexander frühstückte

reichlich und ich quälte mir wieder eine Schnitte rein und

spülte sie mit Kaffee runter. Da wir alles gut vorbereitet hatten,

ging das anziehen und anlegen der Bergausrüstung relativ fix,

obwohl heute recht viel los war auf der Hütte. Peter wartete

kurz vor fünf Uhr schon vor der Hütte auf uns. Wir wurden von

ihm angeseilt, dann machte er noch ein Foto von uns und

super pünktlich um 5.00 Uhr setzten wir uns in Richtung

„ORTLER“ in Bewegung. Nun ging es endlich los und ich war

tierisch aufgeregt …

Zum beleuchten des Weges schalteten wir gleich zu Beginn

unsere Stirnlampen an. Anfangs ging es um die Hütte herum

ein Stück bergab, danach über das erste Schneefeld. Dann

kam schon die erste Kletterpartie am Felsen. Ohne Neu-

schnee machte das Klettern richtig Spaß. An diesem Tag

waren ein paar mehr Gruppen unterwegs als letzte Woche

und so ging alles recht gemächlich, weil keiner beim klettern

gedrängelt wurde. Dabei kamen wir schon das erste Mal ins

schwitzen. Immer wieder ließen wir unsere Blicke zu den Bergen schweifen, über denen so langsam die Sonne aufging,

das war einfach wunderbar. Nachdem wir einiges an Kletterei

hinter uns hatten, kam nun der Zeitpunkt die Steigeisen

anzuschnallen. Diese Gelegenheit  nutzte Alexander und

machte wieder einen kurzen Dreh mit der Videokamera. Hier

konnten wir uns ebenfalls kurz stärken und etwas trinken.

Essen ging bei mir noch gar nicht, also trank ich nur etwas.

Die Sonne war inzwischen vollständig aufgegangen und es

versprach ein schöner Tag zu werden. Sonne und Schnee,

da ging ohne Sonnenbrille gar nichts. Nach der kurzen

Verschnaufpause führte uns Peter über den Gletscher.

Die Tritte im Schnee waren teilweise sehr hoch und an

manchen Stellen sehr tief und recht hellblau, so dass man

ahnen konnte, dass hier Gletscherspalten darunter waren.

Vorsicht war hier überall geboten und man musste sehr

konzentriert laufen und sich an der Bergseite mit dem Eis-

pickel abstützen. Hier kamen wir nur langsam voran und es

kostete mich viel Kraft in diese hohen Tritte einzusteigen.

Inzwischen sahen wir auch wieder das „Gletscherauge“.

Letzte Woche haben wird das gar nicht richtig wahr

genommen bei dem Schneefall. Richtig gut sah es aus,

wirklich wie ein Auge. Der Weg führte uns nun, den Spuren

der vorangegangen Gruppen nach, immer weiter sehr steil

nach oben. Wir machten öfters kleine Verschnaufpausen,

denn die Luft wurde jetzt schon recht dünn. Diese Pausen

nutzten Peter und Alexander immer, um uns und die Berge

bei diesem phantastischen Wetter auf der SD-Karte als

Foto und Video zu speichern. Ich nutzte diese Pausen, um

mir immer wieder die wunderbaren Bergpanoramen rings-

herum anzuschauen. Bis zur „Bernina-Gruppe“ konnten

wir bei diesem Kaiserwetter schauen. Das „Biwak“, an

dem letzte Woche die Tour abgebrochen wurde, hatten wir

schon lange hinter uns gelassen. Schritt für Schritt kamen

wir unserem Ziel immer näher. Wir sahen einige Gruppen

vor uns laufen, alle waren hier nur mit dem einen Ziel

unterwegs – den „Ortler“ zu besteigen, genau wie wir!

Aber wir hatten noch Einiges an Höhe zu überwinden, also

ging es immer weiter steil bergauf. Manchmal schien mir der

Weg unendlich lang. Während des Laufens mit den Steig-

eisen an den Füßen waren wir sehr konzentriert. Die

Sonne, die auf den Schnee schien, reflektierte trotz

Sonnenbrille sehr stark, so dass ich meistens nach unten

schaute. Deshalb kamen mir die Verschnaufpausen immer

sehr recht, da konnte man wieder schauen, wie weit der Weg

noch bis zum Ziel wäre. Nach sehr langem steil bergauf gehen, normalisierte sich die Steigung einige hundert Meter

vor dem Ortler wieder. So lief sich das letzte Stück dann

wieder entspannter und nun sahen wir auch das Ziel direkt

vor unseren Augen – den ORTLER mit seinem Gipfelkreuz.

Die letzten Meter liefen unsere Füße von ganz allein, wir

hatten nur noch Augen für das Gipfelkreuz. Es wurde im Juni

2013 ganz neu aufgestellt und sah sehr schön aus.

Dann endlich gegen 8.30 Uhr waren wir auf dem

„ORTLER“ auf 3905 m Höhe angekommen und waren überglücklich. Wir wünschten uns alle ein „Berg heil“, wie

das so üblich ist, wenn man auf dem Berg angekommen ist.

Wir liefen und kletterten von der „Julius-Payer-Hütte“ bis zum

„Ortler“ eigentlich nur 3,3 km, diese jedoch mit einer Steigung

von über 900 Höhenmetern! Einige Gruppen waren schon vor

uns eingetroffen und saßen windgeschützt ein wenig

unterhalb vom Gipfelkreuz und hielten Brotzeit. Wir zogen uns

erst einmal noch eine Jacke drüber, denn es war hier oben

ziemlich windig und sogleich kam ein Kältegefühl auf. Nun

wollten wir erst mal ein paar Fotos vor dem Gipfelkreuz

machen, das war aber gar nicht so einfach, weil es ständig

belagert wurde. Jeder wollte natürlich ein Foto haben. Dann

aber war es frei und wir ließen uns überglücklich von Peter

fotografieren. Meine Freude war so riesengroß, dass ich es

geschafft hatte diesen Berg zu bezwingen, das kann ich

kaum in Worte fassen! Als die Fotos im Kasten waren,

wollten wir uns auch mit belegten Brötchen aus dem Ruck-

sack stärken, aber bei mir ging immer noch nichts rein, also

gab es nur heißen Tee aus der Thermoskanne, das tat auch

sehr gut. Alexander hatte jetzt allerdings auch noch nicht

den großen Hunger und packte das halbe Brötchen wieder

ein. Wir speicherten noch eine Weile diesen herrlichen

Anblick der Berge ringsherum in unserem Kopf, bevor wir

uns wieder auf den Rückweg machten. Bergab über den

festen Schnee konnten wir gut laufen und auch die Abwärts-

Kletterei ging recht gut, so dass wir schon gegen 11.00 Uhr

wieder an der „Julius-Payer-Hütte“ ankamen. Dort war die

Freude nochmal ganz groß, denn den Berg hat man erst

geschafft, wenn man wieder heil zurück ist. Nun gab es

noch ein paar Abschiedsfotos mit Peter und für jeden

noch Cappucino. Dann packten wir die aussortierten Sachen

aus dem Korb in unsere Rucksäcke und machten uns gegen

12.00 Uhr auf den Weg in Richtung Sulden zu unserem Auto.

Der Abstieg zog sich hier allerdings recht in die Länge, da wir

auf der „Tabaretta-Hütte“ nicht einkehrten, sondern bis zum

Auto durch liefen. Gegen 15.30 Uhr kamen wir wieder am

geparkten Auto an und fuhren zu unserer Ferienwohnung.

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