Unsere "halbe" Gipfeltour zum "ORTLER" auf 3905 m Höhe ...
Diese "halbe" Tour machten wir
am 10./11. Juli 2014 ...
Der Tourenbericht wurde
von Kerstin verfasst und die Fotos
dazu seht ihr im Anschluss
an den Tourenbericht ...
Bericht „halbe“ Ortlertour über den Normalweg
am 10./11.07.2014
Endlich Urlaub !!!
Schon das ganze Jahr freuten wir uns auf unseren „Südtirol-
Urlaub“. Dieses Jahr sollte es außerdem unser Ziel sein, den
„Ortler“ auf 3905 m, als höchsten Berg Südtirols, zu
besteigen. Gleich am Montag morgen, den 07.07.2014
machten wir uns dazu auf den Weg nach Sulden zur Alpin-
schule Ortler, um unseren Bergführer für die Tour zu
buchen. Die Dame im Büro der Alpinschule schaute nochmal
in den Wetterbericht, dieser sagte Freitag, den 11.07.2014
als den schönsten Tag der Woche voraus. Also
machten wir die Buchung für Freitag fest. Sie musste nun
noch den Bergführer organisieren und wollte uns später
telefonisch noch den Namen des Bergführers mitteilen.
Gut, das war also schon mal erledigt.
Der Donnerstag war schnell heran und nach unserem
Frühstück in der Ferienwohnung checkten wir unsere alpine
Ausrüstung und legten alles zurecht, was in und an die
Rucksäcke sollte. Außerdem mussten Getränke und Proviant
für zwei Tage vorbereitet werden. Das übernahm Alexander.
Ich musste zuerst die Trinkblase für meinen Rucksack
befüllen, danach kam alles andere hinein. Insgesamt kam da
so Einiges zusammen. Gegen 11.00 Uhr waren die Rucksäcke
gepackt und wir schnürten die Bergstiefel.
Und schon ging es los! Mit dem Auto fuhren wir nach Sulden
(1906 m Höhe) bis zum Parkplatz des „Sesselliftes
Langenstein“. Hier lösten wir zweimal Berg- und Talfahrt
(wann man wieder ins Tal fährt ist egal). Das Wetter war ein
wenig durchwachsen, so dass hier kaum Andrang war. Wir
fuhren also mit dem Sessellift und kamen so gegen 12.00 Uhr
an der Bergstation auf 2330 m Höhe an. Von hier aus liefen
wir zuerst den Weg Nr. 10 durch karge Wiesen immer und
stetig steigend. Später wurde der Weg dann zur Nr. 4a und
führte uns über ziemlich viel Geröll hinauf zur „Tabaretta-
Hütte“ auf 2656 m Höhe. Hier war es jetzt schon ziemlich
frisch, so dass wir uns gleich noch etwas anzogen. Auch hier
auf der Hütte waren nur ein paar Wandersleute eingekehrt,
dafür aber eine Gruppe italienischer Kinder, die man recht
lautstark wahrnahm. Wir gönnten uns hier jeder einen
wärmenden Cappucino und Alexander einen Apfelstrudel.
Danach ging es zügig weiter auf dem Weg Nr. 4 in Richtung
„Julius-Payer-Hütte“. Der Weg wurde dann schon felsiger und
es gab ein paar kleine Klettereinlagen. Es war ziemlich
bewölkt und man sah nur ab und zu mal ein paar blaue Stellen
am Himmel. Der Weg führte uns meist im zick zack in die Höhe
und bald schon konnten wir in der Ferne die Schutzhütte auf
der Felsspitze trohnend sehen. Gegen 15.30 Uhr hatten wir
die„Julius-Payer-Hütte“ auf 3029 m Höhe erreicht.
Das Thermometer zeigte gerade mal 3° C an !!!
Am Eingang der Hütte begrüßte uns der Husky-/Schäferhund-
Mischling, den wir schon an der „Tabaretta-Hütte“ gesehen
hatten. Er war ganz allein draußen, weil er nicht in die Gast-
stube durfte. Wir genossen hier oben nun erst mal die
Aussicht in alle Richtungen der Berge. Danach gingen wir zur
Hütten-Wirtin um uns anzumelden. Unser Bergführer hatte
zwei Betten für uns reserviert und so konnten wir uns im
Zimmer 17 im 2. Stock erst mal häuslich einrichten. Die
restliche Zeit bis zum 3-Gänge-Menü um 18.30 Uhr ver-
brachten wir in der Hütte damit, uns die vielen Bücher mit
Berichten und Bildern über den Ortler und anderen Südtiroler
Berge anzuschauen. Die Hütte war vielleicht zu 1/3 mit Schlaf-
gästen belegt. Das Abendessen war sehr gut und reichlich.
Nach dem Abendessen kam unser Bergführer der „Peter“ zu
uns und er checkte unsere Ausrüstung für den nächsten Tag.
Einiges, wie Schlafsäcke, Stöcke und andere Sachen, die man
auf dem Berg nicht brauchte, konnten wir hier im Abstellraum
lassen und erst beim Abstieg ins Tal wieder mitnehmen.
Vor dem schlafen gehen, schaute ich nochmal raus, ob der
Ortler inzwischen zu sehen war, aber leider war er noch in
den Wolken. Gegen 22.00 Uhr war Nachtruhe auf der Hütte
und das Licht wurde ausgeschaltet.
Freitag morgen 4.00 Uhr klingelte unser Wecker.
Geschlafen hatte ich nicht so besonders, aber Alexander
hatte sich eine Mütze voll Schlaf gegönnt.
Als ich aufwachte und zum Fenster schaute, sah ich schon,
dass es über Nacht geschneit hatte. 4.30 Uhr gab es Früh-
stück. Kaffee oder Tee wurden angeboten, ebenfalls Brot,
Wurst, Käse und Marmelade. Alexander ließ es sich
schmecken. Ich hatte wieder das übliche Problem, dass
mein Magen um diese Zeit noch nicht aufnahmebereit ist
für feste Nahrung. Ich zwang mir trotzdem eine Schnitte mit
viel Kaffee herein. 5.15 Uhr standen wir dann angezogen,
ausgerüstet mit allem was man braucht am und im Rucksack
vor der Hütte und sahen die Bescherung. Es hatte die halbe
Nacht geschneit und es schneite immer noch! Im Prinzip nicht ungewöhnlich und es sollte ja im Laufe des Vormittages noch
aufreißen. Unser Bergführer, der Peter, seilte uns an und
machte noch das Startfoto. Danach bewegten wir und zwei
andere Gruppen plus Hund uns an der Hütte vorbei in
Richtung „Ortler“. Das erste Stück war relativ harmlos und
wir liefen mit gesenkten Köpfen vorwärts, weil der Wind uns
den Schnee ins Gesicht blies. Außerdem waren es bestimmt
nur so -2° C an diesem Morgen.
Nach dem ersten Stück des normalen Weges begannen
schon einige Kletterpartien am Felsen. Durch die fast 10 cm
Neuschnee, die gefallen waren und nun auf dem Fels lagen,
war der Fels natürlich nicht so griffig und das erste Paar
Handschuhe war schnell durchgeweicht. Durch den an-
haltenden Wind froren mir in den nassen Handschuhen
schnell beide Ringfinger ein und ich konnte nicht mehr richtig
klettern. Der Bergführer und ich versuchten dann meine
Finger wieder aufzutauen. Das gelang uns auch. Ich zog
die trockenen Handschuhe an und weiter ging
die Kletterei. Eigentlich macht das klettern ja richtig Spaß,
aber mit dem Neuschnee, blieb der Spaß leider auf der
Strecke! Gesehen haben wir vielleicht 5 m weit. Nach den Kletterpassagen zogen wir uns die Steigeisen an und
bewegten uns relativ langsam mit Eispickel und wenig
Sicht nach oben. Streckenweise ging es sehr steil nach
oben und die Tritte im Schnee waren sehr hoch, was mich
viel Anstrengung kostete. Inzwischen war auch das zweite
paar Handschuhe nass und die Finger fingen wieder langsam
an einzufrieren, denn der Wind wollte und wollte nicht auf-
hören zu blasen. Also Augen zu und durch und immer wieder
die Finger in den warmen Nacken gedrückt um sie aufzu-
tauen. „Nur die Harten komm‘ in Garten“ das hab ich mir
immer wieder gesagt. Die drei Gruppen kamen nur langsam
voran. Als wir oberhalb vom „Biwak“ (das liegt auf ca. 3500 m) angekommen waren, (da lag eigentlich das Schwierigste
schon hinter uns), entschlossen sich die zwei Bergführer und
die dritte Gruppe ohne Bergführer aber mit Hund, hier die
Gipfeltour abzubrechen. Erstens, weil keine Wetterbesserung
in Sicht war (wie es eigentlich vorhergesagt war) zweitens,
wegen der Sicherheit der Menschen (weil die Spuren vom
Wind ganz schnell verweht wurden) und drittens, weil wir auf
dem „Ortler“ sowieso überhaupt nichts gesehen hätten.
Im Prinzip waren wir alle recht froh über diese Entscheidung.
Jetzt mussten wir bei diesen Verhältnissen aber wieder alles
zurück laufen und die Kletterpartien waren abwärts eher
noch schwerer zu meistern als aufwärts, und das mit zwei
paar nassen Handschuhen. Aber irgendwie haben wir das
hinbekommen und waren froh, als wir alle wieder heil in der
Hütte angekommen waren. Wir wärmten uns auf und alle
waren recht frustriert, dass dieser Versuch nicht geglückt
war, wie man auf dem Gruppenfoto in der Hütte unschwer
erkennen kann. Aber so ist das nun mal in den Bergen, das
Wetter spielt einfach nicht immer so mit, wie es soll und das
muss man einfach akzeptieren.
Später packten wir die restlichen Sachen in unsere Ruck-
säcke und stiegen wieder ins Tal hinab. Dabei fing es dann
natürlich auch noch an zu regnen und da sagten wir uns
nochmal, dass es die richtige Entscheidung war, die Tour
abzubrechen, denn oben kam das alles als Schnee herunter.
Nachdem die Enttäuschung verdaut war, stand für uns fest,
dass wir diese Tour auf jeden Fall nächstes Jahr nochmal
machen werden, denn der „Ortler“ auf 3905 m Höhe war
unser Ziel und das hatten wir diesmal nicht erreicht !